Sielstraße

Aus Norder Stadtgeschichte
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Sielstraße

Die Karte wird geladen …
Basisdaten
Stadtteil/-viertel Norden
Erschließungsjahr vor 1583
Namensgebung vor 1850
Historische Namen Sielweg

Syhlenstraten

Syhl-Straßer Weg

Syhlen Straßer Weg

Syhlenstraßer Fuhrweg

Weg nach dem Siel

Die Sielstraße ist eine Gemeindestraße in Norden. Die Straße grenzt nördlich an Am Markt und endet im Süden, kurz vor dem Norder Hafen als Sackgasse. Die Sielstraße kann seit der Altstadtsanierung ab 1968 nicht mehr vollständig durchfahren werden. Erst ab der Kleinen Neustraße, die die Sielstraße kreuzt, ist eine Weiterfahrt in Richtung Süden möglich. Ebenfalls gekreuzt wird die Sielstraße von Am Alten Siel. In ihren südlichen Ausläufern geht östlich die Peter-Janssen-Lohne und westlich die Gaswerkstraße ab. Weitere Nebenstraßen sind die Große Lohne und Steenbalgen.

Geschichte

Herkunft des Namens

Der Straßenname bezieht sich auf die ursprüngliche Lage am sogenannten Ersten Siel, das der Stadtentwässerung bis zum Bau des Zweiten Siels (am Norder Hafen) diente.

Entwicklung

Die südliche Verlängerung der Sielstraße hieß 1725 Syhlenstraten, um 1760 Syhl-Straßer Weg, 1772 Syhlenstraßer Fuhrweg oder Syhlen Straßer Weg und 1850 Weg nach dem Siel. 1897 erscheint sie als Sielweg, später dann als Sielstraße. Auch diese Straße wurde teilweise in die 1968 begonnene Altstadtsanierung mit einbezogen.[1][2] Der nördliche Arm der Sielstraße ist dabei wesentlich älter als der südliche (verlängerte) Teil. Erstgenannter bestand bereits vor 1583.[3]

Die Bewohnerschaft bestand aus "mittelmäßigen (mittelständischen) Bürgern, gemeinen (einfachen) Handwerkern" und Tagelöhnern. Im verlängerten (südlichen) Sielweg, der 1850 noch als Weg nach dem Siel bezeichnet wurde, war an der Westseite ein Schlooth (Graben), der mit dem Zweiten Siel verbunden war und so entwässern konnte.[1][2] Die Gegend galt im Allgemeinen als verrufen, zur Nachtzeit wegen der hohen Kriminalität gar als lebensgefährlich. Auch soll es hier ein Bordell gegeben haben.[4] Bis heute hat sich am eher schlechten Ruf der Straße nur wenig geändert.

Beherrscht wurde die südliche Ostseite durch die sogenannte Alte Kalkwarf, die im 16. Jahrhundert eine Ziegelei war. Hier musste nach Fertigstellung des (neuen) Süderdeich im Jahr 1583 die Unterhaltung von vier Fuß (altes Längenmaß; ca. 30 cm) durch die Anwohner geleistet werden mussten. Mit dem Bau des (neuen) Süderdeiches lagen diese Häuser hinter dem schützenden Deich und mussten entsprechend dieser Deichlast auch für seine Instandhaltung sorgen.[1]

1726 standen auf der verlängerten Ostseite und Westseite der Sielstraße nur je zwei Häuser. Eine dichtere Bebauung erfolgte erst um 1850. Auf der Westseite nahm der Suider-Hoff eine wohl bedeutende Stellung ein. Das Grundstück war von einem Zingel (Wall) umgeben. Hier muss man sich vergegenwärtigen, dass Norden noch im 16. Jahrhundert in einer Meeresbucht lag. Auch auf dem Grünland des Suider-Hoff lagen Deichlasten.[1]

Nach einem Stadtplan von 1882 befanden sich hier zu dieser Zeit 75, überwiegend eingeschossige Häuser.[5][6] Neben reinen Wohnhäusern gab es hier einige Kleinhändler und mehrere, größere Gewerbebetriebe.[7] In der Zeit um 1940 wohnten in der Sielstraße und der Kleinen Neustraße noch elf Juden, welche jedoch im genannten Jahr deportiert wurden.[8]

Gebäude und Plätze

Die Straße besteht vom Marktplatz kommend bis zur Straße Am Alten Siel vorwiegend aus Mehrfamilienhäusern (Wohnblocks), ab dann - in Richtung Süden - existieren noch mehrere Bestandsbauten aus der Zeit vor der Altstadtsanierung.

In der Sielstraße befand sich einst der Vorgängerbau der 1885 an der Osterstraße errichteten Ludgeruskirche sowie von 1843 bis 1874 auch die Katholische Schule.[4]

Galerie

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Schreiber, Gretje (1998): Norder Häuser, Die Bewohner der Sielstraße (I), in: Ostfriesischer Kurier, 13./14. Juni 1998, S. 8
  2. 2,0 2,1 Canzler, Gerhard (1997): Alt-Norden, Weener, S. 14
  3. Schreiber, Gretje (2011): Das Norder Hafengebiet und seine beiden Häfen im 16. Jahrhundert, Manuskript
  4. 4,0 4,1 Foraita, Heinz (1985): Dein sind die Zeiten, Herr. Die Geschichte der Katholischen Gemeinde Norden. Herausgegeben zur 100-Jahr-Feier der St.-Ludgerus-Kirche zu Norden, Norden, S. 14f.
  5. Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 233
  6. Canzler, Gerhard (1997): Alt-Norden, Weener, S. 91
  7. Canzler, Gerhard (1997): Alt-Norden, Weener, S. 91
  8. Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden, S. 37

Siehe auch