Julius Meyer

Aus Norder Stadtgeschichte
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Julius Meyer (* 4. Oktober 1817 in Bohmte; † 14. März 1863 in Krakau) war ein aus Bohmte (bei Osnabrück) stammender und auch in Norden tätiger Unternehmer. Er gründete die nach ihm benannte Firma Julius Meyer & Co., die 1848 die Osterburg und das dazugehörige Gelände erwarb und hier ein Eisenwerk errichtete, welches als Eisenhütte bis heute eine Bekanntheit hat.

Unter Branchenkennern wird Meyer zu den interessantesten Gründerzeitpersönlichkeiten der deutschen Eisenindustrie gezählt. Die Produkte der Norder Eisenhütte gehören zu den Exoten unter den historischen Gusseisenöfen. Die Firma war besonders für seine qualitativ hochwertigen und detailreichen Produkte bekannt.

Leben

Meyer war der Sohn eines wohlhabenden Gutsbesitzers. Sein Vater, der Postmeister und Hofbesitzer Meyer, gelangte im Jahre 1819 in den Besitz des Gut Astrup. Nach dessen Tod erbte Julius, der vor allem als Förderer der Industrie und des Bergbaues im Osnabrücker Lande bekannt werden sollte, das Gut Astrup. In den folgenden Jahren nahm es einen großen Aufschwung. Ungewöhnlich für einen Industriellen wurde Meyer zu einem aktiven Mitglied des Rhedaer Kreises westfälischer Sozialisten und bot Karl Marx und Friedrich Engels 1846 die Übernahme von Druckkosten für das Werk Die deutsche Ideologie an. Die Verhandlungen mussten nach wenigen Monaten ergebnislos abgebrochen werden. Durch seine Mitgliedschaft war Meyer mit August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (bekannt als Textverfasser der deutschen Nationalhymne) sowie Ferdinand Freiligrath (Lyriker) befreundet.[1]

Zwischen 1840 und 1846 war Meyer Geschäftsführer der Eisenhütte Holte bei Osnabrück sowie Mitbegründer des Hütten- und Bergwerksvereins von Georgsmarienhütte bei Osnabrück. Den Standort Norden wählte er 1848 als Ort für das Eisenwerk aus, da der Norder Hafen seinerzeit über gute Schiffsanbindungen mit England, eine Eisen- und Stahlhochburg, unterhielt. Dies war jedoch vor allem auch Zufall, denn Meyer verweilte in Norden, als er auf der Durchreise nach Norderney war und gelangte so zu dieser Erkenntnis. Der Betrieb war das erste Eisenhüttenwerk im damaligen Königreich Hannover.[2][3]

Das Unternehmen entwickelte sich zu einer der führenden Firmen im Bereich Kachelofenbau im deutschen Gebiet. Die Hauptabsatzgebiete waren Hannover, Lüneburger Heide, Schleswig-Holstein, Mecklenburg und Hamburg. Zudem wurde auch nach Holland, Dänemark, Mexiko, und Ägypten exportiert. Der Anschluss Ostfrieslands an Preußen 1866 bewirkte Zollbarrieren gegen Eisen und Kohl aus England, auch der wirtschaftliche Aufstieg des Ruhrgebietes, besonders nach dem Krieg 1870/71, brachte eine Verschiebung der Frachtlage zu Ungunsten des Werkes mit sich.[3]

Meyer starb am 14. März 1863 in Krakau (Polen). Er ist auf Gut Astrup bei Osnabrück beigesetzt. Die Begräbnisstätte, die sich ungefähr 125 Meter vom Hof Hempen entfernt nördlich der Wiesenstraße befand, wurde und um 1950 beseitigt. Die dort Bestatteten bettete man nach Schloss Holte in der Gemeinde Schloss Holte-Stukenbroek südöstlich von Bielefeld um.

Familie

Meyer war mit Dorothea Hermine Tenge (* 18. September 1816; † 15. März 1894 in Nieder Barkhausen) verheiratet. Die Ehe blieb kinderlos, weshalb die Norder Eisenhütte nach Meyers Tod an die Familie Tenge ging.[4]

Einzelnachweis

  1. Bericht des Heimatvereins Hagen, abgerufen am 30. Juni 2021
  2. Canzler, Gerhard (1989): Handel und Wandel, Norden, S 111
  3. 3,0 3,1 NLA AU WirtA NW WAN F 19
  4. Genealogische Aufzeichnung zu Dorothea Hermine Tenge, abgerufen am 14. April 2020

Siehe auch