Gerhard Müntinga

Aus Norder Stadtgeschichte
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Gerhard G. Müntinga war ein Müllermeister, der sowohl in Norden, als auch in Ochtersum (Landkreis Leer) Windmühlen betrieb. Er wohnte an der (nach heutiger Nummerierung) Osterstraße 155 oder 156, seit 1937 steht dort das Haus Hasbargen.[1] Seine Mühle befand sich zwischen dem Neuen Weg und der Großen Hinterlohne, heute steht dort das Gebäude der Raiffeisenbank-Volksbank Norden.

Leben

Über das frühe Leben des Gerhard Müntinga ist bislang nichts bekannt. Sicher ist, dass seine Familie eine Mühle zwischen am heutigen Neuer Weg 17 hatte, die zu dieser Zeit daher auch als Müntiga'sche Mühle bekannt war. Auch das Grundstück gehörte der Familie, weshalb naheliegt ist, dass sie nicht nur Pächter, sondern auch Eigentümer der Mühle waren.[2][3]

Am 22. Oktober 1910 erwarb er das Grundstück einer kürzlich abgebrannten Mühle in Ochtersum (Landkreis Leer) mit dem erklärten Ziel, auf dem Grundstück eine neue bauen zu lassen. Er entschied sich zum Bau einer Turmwindmühle, einem Mühlentyp, den es bislang in Ostfriesland nicht gab. Turmwindmühlen sind vorwiegend im Mittelmeerraum anzutreffen, weshalb man sie auch als Mittelmeertypus bezeichnete. Die Ähnlichkeit mit der Mittelmeerform kann aber auch rein zufällig sein. Die Beweggründe jedenfalls, in Ochtersum eine Turmwindmühle zu bauen, sind nicht bekannt. Vermutet werden kann lediglich, dass die Baumeister, die Gebrüder Heeren aus Esens, einen Reiz an dem Bau eines solchen Klinkerbauwerkes verspürten und dass aerodynamische Erkenntnisse den Ausschlag zugunsten dieses Bauwerkes gaben.[4]

Im Frühjahr 1911 wurde mit dem Bau begonnen und es wurden insgesamt 99.000 Klinkersteine aus der benachbarten Ziegelei Neuschoo verbaut. Der genaue Tag des Baubeginns ist nicht bekannt, denn die Mühle wurde nach Auskunft des Niedersächsischen Staatsarchivs Aurich in der Ostfriesischen Mühlenbrand-Societät nicht gegen Brand versichert. Wahrscheinlich war dem Eigentümer die Versicherungsprämie zu hoch, zumal die Brandversicherung in den schwierigen Jahren nach der Inflation ihrerseits die Versicherungsleistungen oftmals nicht erbringen konnte. Das Ochtersumer Turmgebäude erhielt fünf Stockwerke und einen 3,50 Meter tiefen Keller. Insgesamt hat das Mühlengebäude eine Höhe von 17 Metern.[4]

Das Mühlengebäude selbst wirkte sehr massiv. Das Flügelkreuz bestand aus Simson-Ruten mit einer Flügellänge von 22 Metern und einer Flügelbreite von zwei Metern. Die drehbaren Teile des Triebwerks bestanden aus Stahl bzw. Gusseisen, welche auf Kugeln und Kugelhalterringen gelagert waren. Die Verzahnung der Räder erfolgte per Holz auf Eisen, wodurch ein geräuscharmer und leichter Lauf gewährleistet wurde. Die Mühle war eindeutig zur Herstellung von Futtermitteln konzipiert, denn es wurde nur ein Schrotgang eingebaut. Der Keller war für das Mahlgut der Kunden und das gekaufte Fremdgetreide vorgesehen. Im dritten Stockwerk befanden sich zwei Behälter für Gerstenschrot. Am 28. Juli 1911 wurde in der neu errichteten Mühle zum ersten Mal Getreide geschrotet. Dieses Datum wurde mit einem Bleistift auf einem Mühlenbalken festgestellt und von den späteren Eigentümern, den Eheleuten Gengenbach, überliefert. Müllermeister Gerhard Müntinga bewirtschaftete diese neue Mühle nicht selbst, sondern verpachtete sie an Müller Mennebäck, wobei er bereits bei der Inbetriebnahme der Mühle einen Verkauf dieser im Auge hatte. Die Verkaufsabsicht Müntingas wurde zum 01. Oktober 1912 Realität. Behrend Peters Donker, Besitzer der Ardorfer Mühle in Neuheiligenstein, erwarb die Mühle für 31.000 Reichsmark.[4]

Einzelnachweise

  1. Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 181
  2. Canzler, Gerhard (1997): Alt-Norden, Weener, S. 14
  3. Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 263
  4. 4,0 4,1 4,2 Ochtersumer Turmholländer 100 Jahre alt, abgerufen am 18. August 2021

Siehe auch