Zum weißen Seehund

Aus Norder Stadtgeschichte
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Zum weißen Seehund

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Basisdaten
Entstehungszeit um 1890 (vor 1773)
Erbauer Gerd Everts (unbekannt)
Bauweise Ziegelsteinbau
Erhaltungszustand 1963 abgebrochen
Genaue Lage Brückstraße 26

26506 Norden

Zum weißen Seehund war der Name einer Gaststätte. Sie gehörte bis vor dem Zweiten Weltkrieg zu den bekanntesten in Norden und befand sich in unmittelbarer Nähe zum Norder Tief an der Brückstraße 26. 1963 wurde das Gebäude abgebrochen und dort Parkplätze errichtet.

Geschichte

Der ungewöhnliche Name geht auf einen früheren Eigentümer, den Gastwirt Everts zurück, der 1895 in der Nähe von Baltrum einen Seehund mit weißem Fell erlegt haben soll und seiner Gaststätte daher diesen Namen gab. Ein nicht unwesentlicher Teil seiner Kunden waren Bauern und Transporteure, die mit ihren Kähnen aus den umliegenden Dörfern und Marschgebieten nach Norden kamen, um hier ihre Waren abzusetzen. Auch Torf der Norder Fehngesellschaft wurde hier entladen.[1] Lange Zeit erfolgte der Warentransport vor allem zu Wasser, denn Straßen waren entweder nicht vorhanden oder meist in unbefestigtem bzw. miserablen Zustand.[2] Everts unterzog die Gaststätte um 1890 einer umfassenden Renovierung oder gar einem Neubau, da sie bis dahin wesentlich tiefer gelegen haben soll.[3]

Eine Gaststätte soll sich hier jedoch bereits seit mindestens 1773 befunden haben. Der Eigentümer der Gaststätte war zugleich Pächter der sogenannten Wippe, einem Kran, mit dem Waren von den Booten (bzw. im Winter den Schlitten) an das Festland gehoben werden konnten.[2] Erster Pächter von Gastwirtschaft und Wippe war Brune Esderts, der zugleich eine Schmiede auf der östlichen Seite der Brückstraße betrieb und die Gaststätte mit seiner Frau - und später auch seinem Sohn Jann - im Nebenerwerb betrieb.[4]

Der Gasthof war oft der Ausgangspunkt für Wettkämpfe im Klootschießen oder auch Treffpunkt beim Schlittschuhlaufen im Winter. Nach einem ungeschriebenen Gesetz hatte der Gastwirt die Eisdecke in seinem Umfeld des Norder Tiefs von Schnee freizuhalten. Gleichzeitig profitierte er von den Leuten, die sich so leichter zu ihm verirrten und ein Getränk einnahmen.[5] Im Allgemeinen wurde der Gasthof bis zu seiner Schließung wohl vor allem von trinkfesten Männern angelaufen, die einen Liter Doornkaat wie andere Leute eine Flasche Bier getrunken haben sollen.[6]

1963 wurde der Gasthof abgebrochen. Heute befinden sich auf seinem alten Grund nur noch Parkplätze.

Trivia

Nachdem an dem Wahrzeichen Hildesheims, dem sogenannten Tausendjährigen Rosenstock, ein neuer Spross zum Vorschein kam, spielte man in einer Werbung darauf an, dass die Gaststätte Zum weißen Seehund einen Rosenstock mit über 1.000 Blumen und Knospen hat.[7]

In der Zeit um 1812 hatte der Gasthof die alte Hausnummer 148.[8]

In früheren Zeiten, als der Alkoholausschank an Sonn- und Feiertagen strikt verboten war, hielt sich Gastwirt Evers nicht daran. Dies kam auch der Polizei zu Ohren. Ein Beamter beobachtete das Treiben eines Tages von der benachbarten Eisenwarenhandlung Popken aus. Verwundert darüber, dass alles ordnungsgemäß geschlossen war, gestand ihm Popken schließlich, dass er dem Gastwirt davon berichtet hatte, dass die Polizei die Gaststätte von seinem Laden aus beobachten wollte.[9]

Galerie

Einzelnachweise

  1. Schreiber, Gretje (2017): Der Norder Hafen. Geschichte, Schifffahrt und Handel, Aurich, S. 229f.
  2. 2,0 2,1 Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 175
  3. Canzler, Gerhard (1997): Alt-Norden, Weener, S. 131
  4. Canzler, Gerhard (1997): Alt-Norden, Weener, S. 130
  5. Canzler, Gerhard (1997): Alt-Norden, Weener, S. 132
  6. Wirteverein für Stadt und Landkreis Norden (1973): Chronik. 70 Jahre Wirteverein für Stadt und Landkreis Norden, Norden, S. 77
  7. Brückner, Annemarie / Gerdes, Edo (1984): So war es damals. Bilder aus dem alten Norden, Leer, S. 130
  8. Cremer, Ufke (1938): Die Hausnummern Nordens im Jahre 1812, Norden, S. 1
  9. Wirteverein für Stadt und Landkreis Norden (1973): Chronik. 70 Jahre Wirteverein für Stadt und Landkreis Norden, Norden, S. 77

Siehe auch