Haus Bührmann

Aus Norder Stadtgeschichte
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Haus Bührmann

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Basisdaten
Entstehungszeit 1877
Erbauer Bernhard Hinrich Bührmann
Bauweise (verputzter) Ziegelsteinbau
Erhaltungszustand erhalten
Genaue Lage Westerstraße 91

26506 Norden

Das Haus Bührmann war lange Zeit Sitz des Textil- und Modefachgeschäfts B. H. Bührmann, J. G. Rose Nachfolger. Nach dem langjährigen Inhaber und Namensgeber wurde auch die angrenzende Bührmannslohne benannt. Heute befinden sich in dem Gebäude unter anderem mehrere Wohnungen sowie ein Schönheitssalon.

Geschichte

Das in Rede stehende Gebäude befindet sich auf einem der höchsten Stellen der Stadt und damit an einer der am frühesten besiedelten.[1][2] Zu früheren Gebäuden fehlen jedoch konkrete Angaben.

Noch bis in das 19. Jahrhundert befanden sich an der (heutigen) Hausnummer 91 zwei Gebäude. Das rechte der beiden die alte Anschrift Norderkluft, 2. Rott, Nr. 524 trug und wurde zum 12. Juni 1781 vom Rechtsanwalt F. G. Hedden zu einem Kaufpreis von 1.900 Gulden erworben.[2] Zuvor wohnte hier der Zimmermann und Gastwirt Jann Friedrich Wilcken mit seiner Frau. Nachdem sich die Eheleute Wilcken entschlossen, das Haus wieder zu verkaufen, hatten sie dazu offenbar alle Mühe. In den Kaufunterlagen wird dokumentiert, dass es dreimalig öffentlich inseriert werden musste.[2] Nachfolgend wechselte es mehrfach den Besitzer, so befand sich hier bis 1834 die Bäckerei Schönbäck.[3]

Das zweite, linke Haus trug die Hausnummer 523.[1] Hier wohnte 1781 noch eine Witwe mit dem Nachnamen Wenckebach.[3] Sie war möglicherweise eine Schwiegertochter oder sonstige Angehörige des früheren Bürgermeisters Wenckebach. 1814 wird der Pastor Johann Rudolph Hölscher genannt, der das Gebäude für 4.500 Gulden vom Goldschmied Steffen Wilhelm Steffens erwarb.[3]

1841 erwarb der Wittmunder Johann Georg Rose mit seiner Ehefrau das rechte Gebäude für 1.600 Reichstaler und gründete hier zum 1. Mai 1843 eine Manufakturenhandlung.[3] Im Jahre 1877 übernahm Kaufmann Bernhard Hinrich Bührmann Haus und Grund und gründete hier das nach ihm benannte Textilfachgeschäft B. H. Bührmann.[4] Der offizielle Name des Unternehmens lautete B. H. Bührmann, J. G. Rose Nachfolger. Bührmann erwarb 1877 das linke Haus hinzu, ließ beide weitestgehend abbrechen und einen Neubau errichten.[3] Dass es sich um zwei Gebäude handelt, ist jedoch besonders im Inneren, aber auch am Äußeren, nach wie vor erkennbar.

1893 übergab Bührmann die Geschäfte an seinen Nachfolger Johann von Nordheim. 1899 und 1902 wurde der Neubau in den rückwärtigen Bereich erweitert. Zum Sortiment gehörten vor allem Herren- und Kinderbekleidung sowie Aussteuerartikel. Von Nordheim übertrug das Geschäft, das in dieser Zeit die Hausnummer 45 bekam, an seinen früheren Geschäftsführer Hermann Thumann und dessen Schwager Johannes Eckert. Von 1955 bis 1978 führte Hans Hermann Thumann das Unternehmen, anschließend seine Tochter Maike Meinen, geb. Thumann.[4] In dieser Zeit wurde das Gebäude stets gut in Stand gehalten, so erhielt es beispielsweise Ende der 1970er Jahre ein neues Dach.[5]

Zum 31. Dezember 1994 wurde das Bührmannsche Bekleidungsgeschäft geschlossen.[6] Seit Januar 1995 befindet sich in den Räumlichkeiten unter einem ein Schönheitssalon nebst Sonnenstudio sowie mehrere Wohnungen.

Erinnerungen

Das Textilhaus Bührmann war aufgrund seiner Lage an der Westerstraße in den 1940er und 1950er Jahren die erste Anlaufstelle für die Landbevölkerung der Westermarsch, wenn es um zweckmäßige Kleidung ging. Man sagte damals flapsig, man geht zum Plünnenrieter (Klamottenreißer). Zur damaligen Zeit wurden Stoffe in Ellenlänge vermessen und verkauft. Der Verkäufer ritzte das Tuch mit einem winzigen Schnitt am Rand, um es akkurat am Faden entlang trennen zu können.

Nach Angaben von Zeitzeugen pflegte der Chef des Hauses zahlreiche flotte Sprüche. Wenn beispielsweise ein Kunde aus der Umkleidekabine mit der neu zu erwerbenden Hose vor den Spiegel trat, bekam dieser häufig zu hören: "Büx passt, knippt bloot 'n bietjet unner d'Arms." ("Hose passt, kneift bloß ein bisschen unter den Armen.")

Galerie

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Genealogische Aufzeichnungen zur Familie Bührmann, abgerufen am 5. Juli 2021
  2. 2,0 2,1 2,2 Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 213
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 Ostfriesischer Kurier vom 19. November 1994, S. 13
  4. 4,0 4,1 Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 214
  5. Befragung vom 23. Januar 2022
  6. Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden, S. 89

Siehe auch